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Projekt Notenheft

VON DER ERSTEN NOTE ZUM NOTENHEFT

Ich möchte heute über mein Projekt berichten, welches im letzten Jahr im Rahmen eines Stipendiums von Bayern.innovativ gefördert wurde. Ich bewarb mich Ende März 2021 für dieses Projekt und erhielt Mitte September 2021 die Zusage. Das Stipendium ermöglichte mir, dieses Projekt professionell aufzuziehen. 

Die Idee

Wo fing alles an? In der 12. oder 13. Klasse komponierte ich mein erstes Stück - damals ein Duo für Flöte und Harfe, ein Geschenk für meine damalige Duopartnerin, welches wir bei der Abiverabschiedung gespielt haben.

Während meines Studiums in Augsburg nahm ich mehrere Stücke in Eigenregie auf und veröffentliche diese als CD namens „Schampus“. Darauf ist auch das allererste Stück zu hören: Il Primo. 

Schon damals setzte mir Evelyn Huber den Floh ins Ohr, dass ich meine Stücke wunderbar als Noten herausbringen könnte. Dafür war aber aus verschiedenen Gründen die Zeit noch nicht reif. Für einige Jahre verstummte meine Harfe und meine inneren Lieder fast komplett, und erst nach Ausheilung einer Schulterverletzung und im Zuge der Pandemie begann ich wieder, Eigenkompositionen für Harfe zu (er-)finden. Mir war es diesmal wichtig, für Solo-Harfe zu schreiben, damit ich die Werke alleine aufführen konnte. 

Auf meiner CD „Herzstück“, erschienen im Dezember 2020, führen stimmungsvolle Stücke durchs Jahr. Kurze poetische Texte runden das Klangerlebnis ab. Das Titelbild geht zurück auf ein Bild der lokalen Künstlerin Stefanie Steinmayer.

Die CD gibt es in meinem Shop zu kaufen. Nachdem ich über die CD-Verkäufe meine Produktionskosten gedeckt hatte, lud ich die CD auf alle Streaming-Plattformen. Hier gibt es meine Musik zum Beispiel auf Spotify!

 

Im Anschluss an die CD-Aufnahme erreichten mich viele Fragen von Kolleg:innen, ob meine Stücke auch als Noten erhältlich seien. So nahm ich mir dieses Projekt für das Jahr 2021 vor. 

Die technischen Voraussetzungen

Im Januar 2021 begann ich mit dem Austesten verschiedener Notationssoftware. Ich benötigte Software, die mit meinem Windows-Rechner oder mit meinem Apple-Tablet kompatibel war. Seit einigen Jahren verwendete ich für meinen Unterrichtsbedarf die Software „Forte“ vom Lugert-Verlag. Mit dieser stieß ich aber auf Probleme, sobald es um harfenspezifische Themen ging. Da die Community nicht groß genug ist, um auf die Belange von Harfenisten Rücksicht zu nehmen, musste also eine andere Lösung her. „Sibelius“ testete ich, fand aber die Anwendung oftmals sehr kompliziert. Zudem arbeitete ich nicht gern an meinem in die Jahre gekommenen Laptop. Schlussendlich fiel meine Wahl auf „Notion“ für iPad, eine kostengünstige App aus dem Hause PreSonus. Die Handhabung erfolgt ziemlich intuitiv, aber selbstverständlich stößt diese Notationssoftware für knappe 20€ an ihre Grenzen. Dies merkte ich insbesondere ganz am Ende meines Projektes, als es darum ging, das Layout für die Grafikerin anzupassen. 

In Zukunft würde ich mich für größere Projekte vermutlich in Dorico einarbeiten, die mittlerweile auch eine kostenlose Anwendung für iPad anbieten. 

Viele Kolleg:innen verwenden MuseScore - für mich ist die Arbeit am Tablet aber mittlerweile unverzichtbar geworden, weswegen MuseScore für mich nicht in Frage kommt. 

Die Notation

Wie schreibt man denn Noten auf? Man braucht dazu kein absolutes Gehör, man muss nur den Ausgangspunkt wissen. Dann kann man sich Intervall für Intervall, Takt für Takt, entlang hangeln. Die Notations-Softwares heute machen es zusätzlich leicht, da man dort das Notierte immer direkt abspielen und mit der Vorlage vergleichen kann. Eventuelle Fehler hört man dann sofort. Im Vergleich zur handschriftlichen Notation ist dieses Vorgehen natürlich viel leichter. 

Für die Notation meiner Stücke gab es die CD als akustische Vorlage, sowie meine Schmierzettel, auf denen Akkordfolgen notiert waren. So setzte ich mich immer wieder an die Harfe und spielte nach, was ich auf der CD eingespielt hatte. Später optimierte ich den Prozess, indem ich mich während des Spielens mit dem Video aufnahm und mir so leichter beim Notieren tat. 

 

TIPPS FÜRS NOTIEREN

  • Visuelle Vorlage: ein Video, auf dem man sieht, welche Saiten (oder auch Tasten) man spielt, macht die Notation ungemein leichter. 
  • Auf eine Stimme konzentrieren und zunächst nur diese notieren: das vereinfacht den Wust an Informationen.
  • Langsam nachsingen. 
  • Bei schwierigen Rhythmen hilft das gute alte Mitklopfen ungemein.
  • Die Klaviertastatur im Notationsprogramm nutzen. 
  • Copy&Paste: wenn sich ähnliche Strukturen wiederholen, ist Copy&Paste und ggf. kleine Anpassungen vornehmen schneller, als alles neu zu notieren. 
  • Transponieren: wiederholt sich eine Phrase in einer anderen Tonart, kann man die entsprechende Stelle kopieren und in eine andere Tonart transponieren. Man muss dazu nur das Anfangsintervall richtig bestimmen, den Rest macht das Programm von selbst. Wichtig: diatonische Transposition wählen. 
  • Üben. Je mehr man notiert, umso schneller wird man. 

Die Muse

Zeitgleich komponierte ich noch viele weitere Stücke. Zunächst entstanden einige Werke auf der ersten Neuanschaffung dieses Jahres, “Sorellina“ (zu deutsch: kleine Schwester), einer kleinen 27-saitigen Harfe aus dem Hause Jonathan Dentler. Ich empfand das Improvisieren und Komponieren auf begrenztem Raum als sehr reizvoll und so entstanden laufend neue Kompositionen. 

Im Mai zog meine neue Konzertharfe von Camac Égérie (zu deutsch: Muse) ein, und auch für diese entstanden weitere Kompositionen. Bereits jetzt kam die Idee auf, auf Grund der Fülle und Verschiedenheit nicht alle meine Herzstücke in einem Notenheft herauszugeben, sondern die Kompositionen auf mehrere Hefte zu verteilen. Schlussendlich gliederte ich meine Stücke in drei Kategorien. Für kleine Harfen bis 26 Saiten, für keltische Harfen und für Pedalharfen. 

Die Trilogie

Besonders im Sektor der kleinen Harfen, die der erste Band abdeckt, gibt es sehr viel Bedarf an Notenmaterial für den verringerten Tonumfang. So ist mein Band 1 für 26-saitige Harfen (Reise- bzw. Therapieharfen) spielbar, vom Schwierigkeitsgrad angesiedelt bei leicht fortgeschrittenen Spieler:innen.

Band 2 richtet sich an Spieler:innen der keltischen Harfe, also Haken-Harfen mit einem relativ großen Tonumfang von 34-39 Saiten, aber keiner Pedalmechanik. Die Stücke sind leicht bis mittelschwer.

Band 3 meiner Hefte ist wegen harmonischer Wechsel nur mit Einfach- oder Doppel-Pedalharfen spielbar und bedient sich gängiger Techniken fortgeschrittener Spieler. 

 

Die künstlerische Umsetzung

Nachdem die Stücke komponiert und großteils notiert waren, ging es nun um ein schlüssiges Gesamtkonzept. Es entstand die Idee, die Notenbücher „Herzstücke“ zu nennen und analog zum CD-Cover mit Bildern der Künstlerin Steinmayer zu gestalten. Außerdem kalligraphierte sie jeden einzelnen Titel, so dass jedes Stück auch optisch ein Prachtstück ist. 

Mit Manuela Mannes, einer Harfenistin mit viel Erfahrung im Layouten von Harfennoten, fand ich die passende Grafikdesignerin. Der Prozess gestaltete sich mit meinem Programm „Notion“ als aufwändig und schwierig, weil ich die nötigen Layout-Änderungen oftmals nicht wie gewünscht umsetzen konnte. Hier möchte ich Manuela nochmals ausdrücklich für ihre Geduld danken!

An diesem Punkt des Projektes war es aber zeitlich nicht mehr möglich, mich in ein neues Programm einzuarbeiten. Mit viel Try&Error fand ich noch die eine oder andere Option zur Optimierung des Layouts heraus. 

Schlussendlich suchte ich nach einem passenden Druckwerk und mir wurde Allgäu Druck empfohlen. Gern entschied ich mich für den regionalen Dienstleister, um so die heimische Wirtschaft und Arbeitsplätze vor Ort zu stärken. Das Druckergebnis ist ein hochwertiges Ringbuch mit Kartoneinband (300 g/m2) auf festem, mattem Papier (170 g/m2) und die Zusammenarbeit war überaus professionell und schnell. 

Die Notenbände sind seit Mitte Dezember auf meiner Webseite verfügbar: www.lenarummel.de/shop 

In Zahlen

Kosten für Grafikdesign, Umschlaggestaltung, Lizenzen, Druck, Lektorat und Sonstiges: ca. 6500€

Geschätzte Arbeitsstunden für Notierung, Layout, Texten, Zusammenarbeit mit Dienstleistern: 300 

Geschätzte Arbeitsstunden für Kompositionen: 150

Druckauflage: je Band 300 Stück 

Kosten der Hefte: 23€ pro Band / 18€ als pdf-Version