„Traumnovelle“ – Wie mein neues Harfenalbum entstand
Ein persönlicher Blick hinter die Kulissen – von stillen Nächten, warmen Klängen und langen, magischen Aufnahmetagen.
Ein neues Album aufzunehmen bedeutet immer, für eine Zeit lang die Welt draußen leiser zu drehen. „Traumnovelle“, der Titel meines neuen Harfenalbums, beschreibt genau dieses seelische Terrain: den Zustand zwischen Wachsein und Träumen. Benannt nach einem meiner eigenen Stücke, verbindet er alle anderen Titel thematisch — Abendlieder, Filmmusik, eigene Kompositionen — zu einer Reise in Wärme, Stille und innere Bilder.
Damit dieser Zauber wirklich hörbar wird, habe ich mich in eine Umgebung begeben, die das unterstützt: abgeschieden, ruhig und ganz bewusst offline.
Repertoire: vom Gedankenfunken bis zur eigenen Traumnovelle
Für dieses Album habe ich Filmmusik-Cover, traditionelle Abendlieder (gemeinfrei) und eigene Kompositionen aufgenommen.
Filmmusik spiele ich originalgetreu, nicht als Arrangement. Das ist für mich eine Frage des Respekts vor der Komposition — diese Stücke sind oft so fein gearbeitet, dass ich ihre musikalische Erzählung nicht verändern möchte.
Traditionelle Abendlieder habe ich hingegen neu arrangiert, damit sie auf der Harfe ihre ganz eigene Wärme entfalten.
Die eigenen Kompositionen waren bereits vor der Produktion fertig — sie bilden das stille Herz des Albums.
Diese Mischung ergibt ein Repertoire, das sowohl vertraut als auch neu klingt, eine kleine Sammlung besinnlicher Miniaturen.
Üben: der unsichtbare, aber wichtigste Teil
Bevor ein Mikrofon eingeschaltet wird, gibt es eine lange Phase des Verfeinerns.
Beim Harfenspiel bedeutet Üben nicht nur Wiederholen, sondern:
- Nebengeräusche vermeiden (Abdämpfen wird zur kleinen Wissenschaft),
- Fingersätze optimieren,
- unterschiedliche Techniken ausprobieren,
- die gewünschte Klangfarbe bewusst formen.
Gerade weil die Harfe ein so ehrliches Instrument ist, möchte ich jede Note mit Intention füllen.
Aufnahmealltag: Wärme drinnen, Kälte draußen – und ganz viel Kakao
Für die eigentlichen Aufnahmen habe ich mich zurückgezogen: kein Handy, kein Internet, kaum Ablenkung. Möglich ist das im Studio Kleemann im Wendland.
Draußen Winterkälte, Abgeschiedenheit und Einsamkeit, drinnen Wärme, Ruhe und Wertschätzung. Diese innere Stille hört man später im Klang.
Zwischendurch gab es heißen Kakao, Power-Food und kleine Naps, denn 12 Stunden pro Tag sind keine Seltenheit für einen Aufnahmetag. Mein Tontechniker Ralf Kleemann saß im Nebenraum — getrennt durch eine Tür. So war ich möglichst wenig „unter Beobachtung“.
Wir haben sowohl Pick-ups, Kleinmembran-Mikrofone als auch ein Großmembran-Mikrofon genutzt, um verschiedene Facetten der Harfe einzufangen. Jedes Stück habe ich dreimal komplett eingespielt, damit wir später die Version auswählen konnten, die am besten atmete. Vollständige Takes - kein Flickenteppiche. Die Musik sollte organisch wirken, voller natürlichem Fluss und echter Spielenergie.
Vertrauen ins Ohr anderer: Warum man nicht alles alleine hört
Nach vielen Stunden wird man automatisch kritisch. Man hört nicht nur mögliche Fehler, sondern auch kleinste Tempoabweichungen vom eigenen inneren Ohr — die aber musikalisch völlig legitim sein können.
Gerade deshalb ist es ein Geschenk, sich auf das geschulte Ohr eines anderen verlassen zu können. Mein Tontechniker durfte viele Entscheidungen treffen, weil er Distanz hatte, wo ich längst zu tief im Detail war. Welche Version dann letztlich die Beste war, konnte ich meist nicht mehr sagen. Ich wollte oftmals alles über den Haufen werfen. Zum Glück konnte ich mich da voll auf meinen Toningenieur verlassen. Seine Expertise und Erfahrung haben dem Album noch mehr Tiefe gegeben. Es ist nicht perfekt — aber echt. Und genau das wollte ich.
Warum „Traumnovelle“? Der Titel als roter Faden
„Traumnovelle“ war zunächst nur der Titel eines meiner Stücke.
Doch während der Produktion wurde mir klar, dass er viel mehr beschreibt:
diesen Zustand zwischen Wachen und Träumen, in dem die Musik entstanden ist.
Warm, leise, fokussiert, abgeschieden — und gleichzeitig voller innerer Bilder. Also einfach im Flow.
So wurde „Traumnovelle“ nicht nur ein Stück, sondern der rote Faden für das gesamte Album.
Das visuelle Gesicht
Eine CD besteht nicht nur aus Musik. Sie braucht ein Gesicht.
Also buchte ich ein Fotoshooting für Cover- und Booklet-Bilder. Mein Fotograf Thomas Gutschi trieb mit
Schloss Arenenberg eine wahnsinnig exklusive Location auf. Und was bitte ist verwunschener und verträumter als ein Schloss?
Parallel suchte ich nach einem passenden Titel und legte die Reihenfolge der Stücke fest – ebenfalls ein kreativer Prozess, der den Fluss des Albums definiert.
Mit den Fotos und meinen Vorstellungen machte sich die Grafikdesignerin Manuela Mannes, mit der ich schon mehrfach erfolgreich zusammen gearbeitet habe, an die Arbeit: Cover, Rückseite, Booklet – alles musste in einem harmonischen Stil entstehen, der zur Musik passt. Sie hatte wie immer ein feines Gespür. Jedoch stellte sie mich mit zwei tollen Entwürfen vor die Qual der Wahl.
Bürokratie & Codes: ISRC, EAN, GEMA – und das Thema Label
Damit ein Album offiziell veröffentlicht werden kann, braucht es einige Codes und Anmeldungen:
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ISRCs für jedes einzelne Stück (so kann das Stück beim Abspielen jederzeit zugeordnet werden und eventuelle Ausschüttungen korrekt zugeordnet werden)
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EAN für die CD (jedes in der EU verkaufte Produkt benötigt einen solchen Code)
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Labelcode (um den Anteil des Labels an Ausschüttungen beim AirPlay auszuzahlen)
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GEMA-Freigabe für die Pressung
Diese Schritte klingen trocken – und sind es meistens auch. Dieser Teil macht auch am wenigsten Spaß und bringt am meisten Stress - z.B. weil man für die Master-Datei die ISRCs braucht, sie aber erst bekommt, wenn man bereits Audiodateien hochladen kann. Das ist jedes Mal so ein bisschen das „Die Katze beißt sich in den Schwanz“-Gefühl. Mittlerweile habe ich aber ein gutes Procedere gefunden. Aber ohne diese Formalien bleibt jede CD ein reines Privatprojekt.
Mastering und Presswerk
Bevor die CD ins Presswerk darf, muss das fertige Master freigegeben werden – inklusive aller ISRCs. Nachdem ich das gemasterte Material geprüft und abgesegnet hatte, gingen:
die finalen Audiodateien und die Grafikdateien an das Presswerk meiner Wahl. Zum vierten Mal arbeitete ich mit HOFA und war dort immer gut aufgehoben.
Warten, hoffen … und auspacken
Jetzt hieß es: warten.
Einige Wochen später stand plötzlich ein Paket vor der Tür. Das Gewicht: vielversprechend. Ich öffnete den Karton – und da waren sie: meine CDs. Glänzend, duftend nach frischem Druck, perfekt gefertigt.
Ein kleiner Moment Stille. Ein Lächeln. Ein tiefes Ausatmen.
Monate an Arbeit, Kreativität, Entscheidungen, Nerven – und am Ende hält man ein fertiges Kunstwerk in der Hand. Von der ersten Idee bis zur fertigen CD vergingen Jahre… mit teils sehr intensiven Phasen. Jetzt darf das Baby raus in die Welt!
Ein Album ist mehr als Musik
Eine CD zu produzieren ist eine Reise voller kleiner Puzzleteile. Jedes Teil – die Komposition, das Studio, die Technik, die Grafiken, die Texte – trägt zum großen Ganzen bei.
Und wenn alles zusammenkommt, entsteht etwas, das bleibt. Eine musikalische Visitenkarte. Ein persönliches Statement. Ein Stück Seele, das man weitergeben kann.
Wenn ich auf diese Aufnahmezeit zurückblicke, sehe ich nicht zuerst Mikrofone oder Technik.
Ich sehe Kakao, Winterluft, warme Lampen, kleine Nickerchen, lange Tage und Finger, die irgendwann ganz von selbst wissen, wohin sie wollen.
Ich sehe Vertrauen — in einen Menschen im Nebenraum, der hört, was ich nicht mehr höre.
Und ich sehe die Harfe, die in all dem ihren eigenen Raum findet.
Vielleicht ist das das Schönste an Musik: dass sie immer aus weit mehr entsteht, als man später hört.
„Traumnovelle“ war für mich genau das — eine Reise zwischen Klang und Traum.

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